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Orangerie - Kassel

Auf dem Gelände des heutigen Orangerieschlosses wurde 1568 ein ummauerter Schlossgarten durch Wilhelm IV. angelegt, mit einem kleinen Lustschloss am Südende. Sein Nachfolger Landgraf Moritz gestaltete den Garten Anfang des 17. Jahrhunderts um. Das heutige barocke Schloss wurde ab etwa 1702 nach französischen Vorbildern errichtet. Als Architekt gilt der landgräfliche Hofbaumeister Johann Conrad Giesler.

Das Hauptgebäude ist 139,40 Meter lang und als niedriger Bau mit einem höheren, zweigeschossigen Mittelteil und zwei höheren, dreigeschossigen Eckpavillons ausgeführt worden. Die langen Galerien dienten als Festsäle und zugleich als Überwinterungshaus für die im Sommer innerhalb des so genannten Orangerie-Gartens aufgestellten Kübelpflanzen. Daraus entwickelte sich die als bedeutend eingestufte Kasseler Orangeriekultur. Die Eckpavillons wurden von der landgräflichen Familie als sommerlicher Wohnsitz genutzt. Im Obergeschoss des Mittelbaus befand sich der reich gestaltete Apollosaal. Der darunter liegende, einst offene Tordurchgang der Orangerie verband die sogenannte Voraue und den übrigen Park miteinander. Die Hauptachse des großartigen barocken Parks strich damit durch das Gebäude hindurch.
Landgraf Karl plante, das Hauptgebäude der Orangerie mit mehreren, etwas abseits stehenden Pavillonbauten zu säumen. Zu seinen Lebzeiten wurde aber nur das Marmorbad am westlichen Ende der Orangerie ausgeführt (1722). Erst 1765 wurde durch den Bau des Küchenpavillons, der dem Marmorbad östlich gegenüber steht, durch Simon Louis du Ry die Symmetrie der Anlage wiederhergestellt. Nach der Besetzung Kurhessens durch französische Truppen diente die Orangerie zuerst als Lazarett und Magazin. 1808 berief der westfälische König Jérôme Bonaparte hier die Landesstände ein, bevor das Fridericianum zum „Palast der Stände“ umgebaut wurde. Im Jahre 1813 wurde Kassel durch die russische Armee befreit. Das Portal des Marmorbades trägt noch heute die Narben des russischen Granatbeschusses. Ab 1830 wurde das Innere durch missglückte Instandsetzungsarbeiten stark beeinträchtigt. 1872 wurden die Stuckaturen des Außenbaus gravierend verändert. Unter anderem wurden die barocken Medaillons römischer Kaiser durch Portraits hessischer Regenten ersetzt und die beschädigten Statuen aus den Nischen der Nordseite entfernt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Orangerie bei einem britischen Luftangriff im Oktober 1943 stark beschädigt. Danach wurde die Ruine provisorisch gesichert und diente 1955 in dieser Form als Ausstellungsort für die zweite Bundesgartenschau und die documenta. In den 1970ern wurde ihr äußeres Erscheinungsbild wiederhergestellt, wobei an den langen Flügeln die historischen Reste der Südseite durch fehlerhafte Nachbildungen ersetzt wurden. Die Dekorationen der Vorderfront entsprechen lediglich dem Zustand von 1872, das Innere ist vollständig neu gestaltet.

Heute ist die Orangerie Sitz des Astronomisch-Physikalischen Kabinetts mit darin integriertem Planetarium. Dem Museum ist seit 1996 der Planetenwanderweg "Karlsaue" angegliedert. Die Verwaltung der Museumslandschaft Hessen-Kassel strebt die Wiederaufnahme der Orangeriekultur in Kassel an. Zu diesem Zweck sollen in Zukunft wiederum Zitruspflanzen, zumindest in Teilen der Orangerie, überwintert und die Räumlichkeiten im Sommer für Veranstaltungen genutzt werden.

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